Wenn Unternehmen sparen, verwirrt dies häufig die Belegschaft

Stuttgart - Seit in Deutschland die Wirtschaftskrise ausgebrochen ist, übertreffen sich die Unternehmen mit Sparmaßnahmen. Einige davon sind jedoch so unsinnig, dass selbst Experten meinen, sie zögen das Land noch tiefer in den Schlamassel.

Immer wenn Krisen die Wirtschaft erschüttern, werden die Chefs erfinderisch. Was das Management in den fetten Jahren bedenkenlos zum Fenster hinausgeschleudert hat, müssen sich dann in den mageren Jahrenallzu oft Kunden und Mitarbeiter von den Rippen abknapsen - oder besser von der Blase: Die Fluggesellschaft China Southern bat Fluggäste zu Zeiten der Benzinpreishöchststände im Sommer 2008 vor dem Abflug die Toilette aufzusuchen und die Münzfächer ihrer Geldbörsen zu leeren. Weniger Gewicht, weniger Kerosinverbrauch, weniger Kosten lautete die einfache Rechnung. Andere Airlines rationierten das Wasser der Toilettenspülung auf das rechnerisch notwendige Minimum.

In den 70er Jahren - die erste Ölkrise hatte die deutsche Wirtschaft ziemlich durchgeschüttelt - trat der Daimler-Konzern auf die Kostenbremse. Damals identifizierten dem Hörensagen nach McKinsey-Berater das in einigen Konzernteilen traditionelle Frühstückspäuschen als Keimzelle der Ineffizienz. Die Pause wurde abgeschafft, allerdings verfehlte das Fallbeil der Controller sein Ziel. Weil die Mitarbeiter jetzt heimlich und mehrmals zwischendurch aßen, sank die Effizienz noch stärker.

Pech hatten auch jene Daimlerianer, die nach dem Gang auf die Toilette ohne sauberes Handtuch dastanden. Der Konzern hatte verfügt, die Textillappen nur noch alle paar Tage auszutauschen. Heute stiftet auf den Konzern-Fluren vor allem das Farbkopierverbot gehörig Verwirrung. Weil die bunten Power-Point Präsentationen der Chefs nur noch schwarz-weiß vervielfältigt werden, weiß eigentlich keiner mehr so richtig, was genau zu tun ist. Statt textlicher Anweisungen hat sich nämlich auf den Folien ein Ampelcode eingebürgert: Rot bedeutet "Nein", Grün heißt "Ja". Auf Schwarz-weiss-Kopien allerdings sieht alles ähnlich trübe aus.

Anderer Konzern, andere Ideen: Um Kosten zu sparen, müssen die Mitarbeiter der Walldorfer SAP bis auf weiteres auf Auslandsreisen verzichten. Ausnahmen gibt es nur, wenn Treffen mit Großkunden anstehen. Um sich mit ihren Kollegen in Bangalore oder Palo Alto abzustimmen, hängen die Entwickler jetzt stundenlang in Konferenzschaltungen fest. Wenigstens hat der Software-Riese Pläne begraben, gewöhnliche Kalender konzernweit abzuschaffen. Allein auf elektronische Helfer, wollte man sich in der High-Tech-Schmiede dann doch nicht verlassen.

Die deutsche Bank verbietet Übernachtungen vor Terminen am Morgen. Statt dessen müssen die Banker die meist teureren Frühflieger nehmen - und bei Ankunft in der Airport-Lounge duschen, um beim Termin Bella Figura zu machen. Diese ist dagegen Fernsehsender ZDF derzeit akut gefährdet. Mitarbeiter klagen, seit der Krise sei das Klopapier schlechter geworden. Andererorts werden Zuschüsse zum Betriebssport oder die Gesundheitsvorsorge für die Mitarbeiter gekürzt.

Nicht nur Konzerne und Großunternehmen sparen. Auch kleine Firmen sind kreativ. Hochausgebildete Webetexter werden bei der Stuttgarter Agentur Agency Team zweimal pro Jahr einen Tag lang am Wochenende zum Großputz eingezogen. Der Urlaub wurde zusammengestrichen und die wöchentliche Freimassage abgeschafft.

Beim Thema Sparmaßnahmen sind Fachleute gespaltener Meinung. Nicht jede Maßnahme, die zunächst Kosten spart, wirke auch langfristig effizient, sagt Jörg-Peter Domschke, Partner bei der auf Personal-Management spezialisierten Unternehmensberatung Towers Perrin in Frankfurt. Unternehmen, die um Heizkosten zu drücken, die Zimmertemperatur senkten, erreichten damit oft nur eines: steigende Krankenstände.

Quelle: StN Walther Rosenberger 22.02.2009 19:03 Uhr

Was haltet ihr denn von diesen kuriosen Sparmaßnahmen. Welche wurden bei eurem Betrieb eingeführt?