Stuttgart - Die Freiwillige Feuerwehren schlagen Alarm: Es wird zunehmend schwieriger, genügend Kräfte für Einsätze am Tag zusammenzubekommen. Um das Problem zu lösen, werben sie immer mehr Frauen an, bieten Doppelmitgliedschaften am Wohn- und Arbeitsort an und kooperieren über Gemeindegrenzen hinweg.

Die Sicherheit ist noch gewährleistet. Auch tagsüber. Darin sind sich die Kreisbrandmeister der fünf Landkreise in der Region Stuttgart einig. Sie geben aber zu, dass es Feuerwehren gibt, die sich schwertun, tagsüber die nötige Mannschaft zusammenzutrommeln. "Das wird die große Aufgabe der Feuerwehren und der Kommunen", weiß Willi Dongus, Geschäftsführer des Landesfeuerwehrverbands. Die demografische Entwicklung und eine Arbeitswelt, die den Mitarbeitern immer mehr Flexibilität und Mobilität abverlangt, sind nur zwei Gründe für die sich abzeichnenden Schwierigkeiten.
Die Anforderungen des Berufsalltags können mit denen der Leistungsfähigkeit der Feuerwehren kollidieren. Innerhalb von zehn Minuten nach der Alarmierung muss ein Löschfahrzeug mit neuen Feuerwehrleuten am Einsatzort sein. Das, so Dongus, gelingt den Freiwilligen Feuerwehren auch. Nach weiteren fünf Minuten sollte allerdings ein zweites Fahrzeug mit weiteren neun Helfern eintreffen. Und gerade dies wird zum Problem.

Die Kommandanten arbeiten mancherorts inzwischen über Abteilungs- und Gemeindegrenzen hinweg zusammen. Die Wehren in Oberriexingen und Sersheim (Kreis Ludwigsburg) und in Dürnau und Gammelshausen (Kreis Göppingen) praktizieren dies schon seit Jahren. Egal auf welcher Gemarkung ein Brand ausbricht, der Alarm wird immer in beiden Nachbarorten ausgelöst, so dass alle Mannschaften ausrücken. Dadurch schaffen sie es, die geforderte Mannschaftsstärke zusammenzubekommen.
Eine andere Möglichkeit, tagsüber die Soll-Mannschaftsstärke zu stellen, sind doppelte Mitgliedschaften am Arbeits- und am Wohnort. Wie viele Feuerwehrmänner und -frauen diese Möglichkeit nutzen, ist nicht bekannt. Klar ist aber, dass Doppelmitglieder in beiden Wehren an Übungen teilnehmen müssen.
Weniger Probleme haben große Städte wie etwa Esslingen und Ludwigsburg. Sie beschäftigen jeweils knapp 30 hauptamtliche Feuerwehrleute. Sie entlasten vor allem tagsüber die ehrenamtlichen Rettungskräfte.

Um permanent einsatzfähig zu sein, werben die freiwilligen Feuerwehren verstärkt um Migranten und Frauen. Die Frauenquote liegt bei den Wehren in der Region zwischen drei und vier Prozent. Der Anteil ließe sich steigern - vorausgesetzt die Kinder würden im Feuerwehrhaus betreut, solange die Mütter ausrücken müssen. Die Kinderbetreuung könnten Mitglieder der Altersfeuerwehr übernehmen.

In einigen Kommunen konzentrieren sich die Feuerwehren wieder verstärkt auf ihre Kernaufgaben, statt "Mädchen für alles" zu spielen. In Bietigheim-Bissingen und Ditzingen etwa streuen Privatfirmen nach Verkehrsunfällen die Straßen, wenn Öl oder Kraftstoff ausgelaufen ist. Im Kreis Böblingen erledigen das Mitarbeiter der Bauhöfe und Straßenmeistereien. Überhaupt wünscht sich der Landesfeuerwehrverband-Geschäftsführer Dongus, dass Kommunen bei der Einstellung neuer Mitarbeiter darauf achten, ob diese bei der Feuerwehr sind. In Weilheim/Teck im Kreis Esslingen arbeiten gleich sechs Wehrmänner bei der Stadt.

Birgit Klein
Quelle: StN v17.02.2009 - aktualisiert: 16.02.2009 18:41 Uhr

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