Etwas schwerfällig gleitet das winzige Nanoteilchen durch die Blutbahn. Kein Wunder: An ihm kleben zehn dicke Chlorotoxin-Moleküle. Diese stammen aus dem Gift eines Skorpions (Foto: pixelio, Wolferl) und sollen jetzt Tumorzellen lahm legen. Im Kampf gegen Krebs setzen Forscher auf das neu entwickelte Gemisch aus Giftstoff und Nano.

MMP-2: So lautet das Ziel des Wirkstoff-Komplexes. Dabei handelt es sich um ein Protein, das auf der Oberfläche von Krebszellen sitzt. Es hilft den gefährlichen Zellen, sich aus dem Tumorverband zu lösen und auf Wanderschaft zu gehen. Die Folge: Der Krebs verbreitet sich und beginnt zu metastasieren.

Chlorotoxin erkennt jedoch MMP-2. Es bindet sich daran und das molekulare Tandem wird in die Zelle hinein gezogen. Die Tumorzelle ist darauf nicht mehr imstande, sich von den Nachbarzellen zu trennen und weitere Herde anlegen. Die Krebsgeschwulst schrumpft.

Seit mehr als zehn Jahren wird versucht, Skorpiongift als Mittel gegen Krebs einzusetzen. Der Erfolg war bislang mäßig. Wissenschaftlern von der University of Washington gelang jetzt mit dem Verbund der erste große Durchbruch. Das Ergebnis lässt sich sehen: Die bösartigen Zellen gingen fast vollständig zurück.

Doch warum ist die Kombination erfolgreicher als das pure Gift? Zum einen verbleibe der Mix länger im Körper, erklären die Forscher. Damit steige die Wahrscheinlichkeit, dass der Wirkstoff seinen Zielort erreicht. Zum anderen verstärkten die Nanopartikel den heilsamen Effekt: Jedes von ihnen ziehe mehrere Chlorotoxin-Moleküle an. Mit bis zu zehn Stück können sie sich beladen. Daher können die Nano-Gift-Klumpen etliche MMP-2 Proteine binden.

Der kombinierte Heilstoff hat noch einen weiteren Vorteil. Institutsleiterin Miquin Zang entdeckte, dass mit ihm behandelte Zellen ihre Form nicht mehr verändern konnten. Krebszellen, die hingegen nur Nanopartikel oder Skorpiongift enthielten, hatten keine Probleme sich zu bewegen. Sie konnten viel leichter auf Wanderschaft gehen und Metastasen bilden.

Der neue Wirkstoff verspricht Heilung bei einer Reihe von Tumoren: MMP-2 kommt auf Zellen von Hirn-, Brust- und Hautkrebs vor. (24.06.2009)
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