Nach der ersten erfolgreichen Transplantation von Ersatz-Blasen, die aus Stammzellen aufgebaut wurden, hat nun ein Team aus britischen, italienischen und spanischen Wissenschaftlern erstmals eine mit adulten Stammzellen hergestellte Bronchie, die die Luftröhre mit dem linken Lungenflügel verbindet, in eine 30-jährige Patientin verpflanzt. Die junge Frau muss keine riskanten, das eigene Immunsystem unterdrückenden Medikamente nehmen, kann wieder weitgehend normal atmen und wurde durch die Transplantation davor bewahrt, dass eine halbe Lunge entfernt werden musste.

Die Wissenschaftler haben, wie sie in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift The Lancet berichten, aus der gesunden Bronchie der Frau Epithel- und Chondrozyten (Knorpelzellen) entnommen und kultiviert. Die Chondrozyten wurden mit Stammzellen aus dem Knochenmark der Frau geimpft. Als Gerüst für das neue Gewebe musste allerdings die sieben Zentimeter lange Bronchie eines verstorbenen Spenders verwendet werden. Um eine Reaktion des Immunsystems zu verhindern, wurden aus dem Knorpel-Gerüst des Spenders alle lebenden Zellen entfernt. Das neue Gewebe wurde dann in einem Bioreaktor auf das Gerüst aufgetragen und kolonisierte innerhalb von vier Tagen den Knorpel, der schließlich in die Patientin verpflanzt wurde. Diese konnte nach zehn Tagen das Krankenhaus verlassen, auch Monate nach der Operation sind keine Komplikationen aufgetreten.

Professor Martin Birchall, in dessen Labor an der University of Bristol die adulten Stammzellen zum Aufbau der Ersatz-Bronchie gezüchtet wurden, erklärte, dass in 20 Jahren solche Transplantationen "die häufigste Operation sein werden, die Chirurgen vornehmen". In den nächsten Jahren wollen die Wissenschaftler mit einem ähnlichen Verfahren Ersatz-Kehlköpfe herstellen und die Technik weiterentwickeln, um schließlich kompliziertere Organe wie Herzen, Nieren oder eine Leber herstellen zu können.
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