Je attraktiver Frauen sich finden, desto höhere Ansprüche stellen sie an den Sexualpartner

Das Werk von Charles Darwin: "The descent of man and selection in relation to sex" wurde meist nur "Die Abstammung des Menschen" tituliert, auch wenn der größere Teil die sexuelle Selektion betrifft und hier vor allem die Partnerwahl der mit körperlichen Eigenschaften oder durch Verhalten imponierenden Männchen durch die Weibchen. Das hat die von Männern beherrschte Wissenschaft wohl erst einmal nicht so gerne gesehen, zumal selbst die Erfolge der Wissenschaftler bei ihrer Suche nach Wahrheit auch als Vorteil im Konkurrenzkampf der Männchen um die Gunst der Weibchen erscheinen könnten. Jetzt haben sich Psychologen einmal wieder die Kriterien für die sexuelle Selektion vorgenommen, die auf dem sexuellen Marktplatz die Partnersuche bestimmen.

Psychologen von der University of Texas in Austin und der Florida Atlantic University wollen in einer [extern] Studie, die in der Zeitzschrift Evolutionary Psychology erschienen ist, einige Prinzipien herausgefunden haben, die die Partnerwahl bei den Frauen leiten. Erst einmal verlangen sie normalerweise möglichst alle guten Eigenschaften eines Mannes als Sexualpartner im Paket: gute Gene (körperliche Attraktivität, Sex-Appeal und Fitness, maskulines Gesicht, maskuline Stimme), Ressourcen (finanziell gut ausgestattet oder Aussicht darauf, z.B. Hochschulabschluss, höheres Alter, sozialer Status), Neigung, eine Familie zu bilden, Kinder zu erzeugen und sich um sie zu sorgen, und emotionale Bindung (Liebe und Treue). Ausnahmen seien wenige Frauen, die unterschiedliche Eigenschaften bei verschiedenen Sexualpartnern suchen.

Für ihre Studie befragten die Psychologen (getrennt) 107 Paare, die weniger als ein Jahr verheiratet waren. Die Versuchspersonen beurteilten dabei auch selbst ihre körperliche Attraktivität und wurden von den Psychologinnen und Psychologen danach beurteilt. Je attraktiver die Frauen sich selbst einschätzten (und meist auch eingeschätzt wurden), desto höhere Ansprüche stellen sie an ihren Sexualpartner. Im Prinzip müssen alle Bedingungen erfüllt werden, nur Intelligenz scheint nicht gar so wichtig zu sein, vielleicht ist sie auch in Ressourcen durch Bildung versteckt. Attraktivität ist allerdings nur eine Kategorie für die Partnerwahl, was, so räumen auch die Psychologen ein, die Aussagekraft ihrer Studie beschränkt. Attraktivität misst den Wert für den Sexualpartner, je größer die Attraktivität, desto teurer kann sich gewissermaßen die Frau auf der Partnerbörse verkaufen.

Abhängig von ihrer eigenen Attraktivität werden aber auch von Frauen die Ansprüche an die Männer heruntergefahren, um die Partnerwahl nicht zu gefährden. Frauen versuchen zu erhalten, so die Psychologen, was sie auf der Grundlage dessen, was sie selbst mitbringen, kriegen können. Mit geringerer Attraktivität werden aber nicht einzelne Abstriche bei der Kombination an Ansprüchen gemacht, also beispielsweise kann er weniger attraktiv sein, wenn die Ressourcen stimmen. Ähnlich wie attraktiven Frauen ihre Ansprüche in allen vier Kategorien hochfahren, werden sie auch insgesamt von den weniger attraktiven gesenkt, um die "beste Kombination" in einem Mann zu erhalten:

This calibration adaptation presumably allows women to target their mating efforts toward men who are in the mate-value range that they can reasonably expect to attract and retain, and to selectively accept mating overtures from men within the mate value range they can attract and retain.

Bei Frauen, die sich nicht – wie immer vorläufig - an einen Sexualpartner binden wollen, könne, so die Psychologen, eine Doppelstrategie vorliegen. Von einem Mann erhalten sie vielleicht direkte Vorteile, von dem anderen die besseren Gene.

Das klingt also wie das Justieren des Tauschwertes auf einem freien Markt. Allerdings scheinen die Männer hier auszubrechen. Sie beziehen ihre eigene Attraktivität nicht als Einsatz fürs sexuelle Tauschgeschäft ein. Sie erhöhen offenbar nicht so unmittelbar wie Frauen ihren Kaufpreis bzw. die Ansprüche an die möglichen Sexualpartnerinnen. Das könnte heißen, sie sind weniger wählerisch oder auch weniger geneigt, dauerhafte Beziehungen zur Reproduktion einzugehen, und damit den Frauen ähnlicher, die eine Doppelstrategie fahren. Aber daran scheinen die Autoren, beide Männer, nicht so interessant gewesen zu sein. Wichtiger war ihnen zu erfahren, nach welchen Selektionskriterien die Frauen ihre bevorzugten Männer auswählen.
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