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luhmän
16.09.2009, 12:58
Früher ging's auch ohne

Die Schweizer New-York-Times-Kolumnistin Esther Dyson sagte mal über das Internet, es sei vergleichbar mit Alkohol. Es akzentuiere das, was man ohnehin machen würde. Wer einsam sein will, kann noch einsamer sein. Und wer Kontakt will, der kann noch einfacher Kontakt finden. Ich gehe sogar so weit und sage, dass es zumindest abhängiger macht als Alkohol. Das Internet ist wie Alkoholisierung per Flatrate - statt am Biertropf hängt man am Netzwerkkabel.





Hi, ich bin Etienne und ich bin Weboholiker.

Ich liebe das Internet. Ich könnte Stunden im Netz verbringen. Das klingt lustig. Denn es klingt, als ob das ein rein theoretisches Interesse sei, dem ich leider nicht frönen kann. Dass dem nicht so ist, beweisen schon die sechs geöffneten Tabs meines Browsers, während gleichzeitig Tweetdeck, E-Mail-Programm und Messenger geöffnet sind. Es ist, als würde ein Trucker sagen, er liebt den Asphalt, er könnte stundenlang Auto fahren. Es ist, als würde eine Pornodarstellerin... egal, ich denke, mein Punkt ist klar.



Das Internet ist einfach geil. Eigentlich mag ich das Wort „geil“ nicht mehr. Es klingt so nach Ende Achtziger, Anfang Neunziger. Als auch so Wörter wie „Bumsen“ oder „SPD“ gebraucht wurden. Aber „geil“ passt irgendwie. Kurz, prägnant und auf eine etwas einfache Art ehrlich euphorisch. Obwohl ich das Internet seit vielen Jahren benutze, freue ich mich täglich auf ein Neues über diese technische Errungenschaft. Seit wann gibt es das Web? Nein, ich meine jetzt nicht das Ich-schau-eben-auf-Wikipedia-Datum, wenn irgendjemand wieder ankommt und mir erzählt, dass das Internet an sich ja eigentlich schon vierzig Jahre alt ist und zu militärischen Testzwecken ins Leben gerufen wurde.

Ich rede von der tatsächlichen Nutzung, vom Gebrauch, vom Eingriff in den Tagesablauf. Ich meine nicht „Oh... diese E-Mails kommen ja wirklich sofort an“, sondern „Geil, mein Elektrogrill von Amazon ist da“! Zehn Jahre? Zwölf Jahre? Weniger? Mehr? Sind wir großzügig und sagen fünfzehn Jahre.

1994 B.C – Das wäre dann 1994 „before connect“. Es kommt mir ewig vor. Ich gehöre tatsächlich zu der aussterbenden Generation, die die Welt noch unvernetzt erleben durfte. Lexikon statt Wiki, Karte statt Navi, Ein-Phone statt iPhone. Es ging ja auch ohne. Das Totschlagargument.

Ich habe meiner Oma mal einen Anrufbeantworter geschenkt. Meine Oma ist nicht mehr die Schnellste und nahezu taub. Sie weigert sich, ein Hörgerät zu tragen, es störe sie im Ohr, ist die offizielle Ansage. Nicht mehr stören tut sie das Telefon. Das hört sie nämlich nur, wenn sie unmittelbar daneben steht. Und obwohl meine Oma viel Zeit hat, hängt sie verhältnismäßig selten in ihrer Diele am Telefontischchen ab. Hier kommt mein Anrufbeantworter ins Spiel. Eine, wie ich finde, nahezu geniale Idee. Meine Oma könnte immer sehen, wenn sie jemand angerufen hat. Aber natürlich nutzt sie den Anrufbeantworter nicht. So einen Schnickschnack brauche sie nicht. Es ging ja auch 85 Jahre ohne.



Natürlich geht es auch ohne. Fragt mal Vanessa von den No Angels.

Kleiner Scherz. Ich entschuldige mich dafür aufrichtig. Ich wollte ihn gar nicht schreiben, aber als der Gedanke kam, musste ich kurz schmunzeln. Und ich befinde mich gerade in einem Modus des Schreibens, in dem ich alle Gedanken, die mein Gehirn durchwandern, aufschreiben muss. Big Mäc.

Natürlich geht es auch ohne. Die Frage ist nicht, ob es auch ohne geht, sondern ob es „mit“ nicht besser geht. Im Mittelalter ging es auch ohne Shampoo. Ich frage mich, wann das erste Mal Shampoo benutzt wurde. Kann das mal jemand googeln? Kam da irgendein Schamane zum König, zeigte ihm seine neueste Kräutermischung und der König sagte: „Saubere Haare? Wozu? Es geht doch auch ohne!“?



Es gibt ja auch diese schrecklich sparsamen Menschen, die sich immer die Frage stellen: „Brauch ich das wirklich?“. Nein, natürlich brauchst du es „nicht wirklich“. Im Prinzip brauchst du außer Wasser und Brot gar nichts wirklich. Aber mit ein paar Sachen mehr macht das Leben vielleicht ein wenig mehr Spaß. Shampoo zum Beispiel. Anrufbeantworter vielleicht. Oder das Internet.



Es ginge auch ohne. Aber jetzt ist es da. Und das ist auch gut so, um es mal mit den Worten des Berliner Oberbürgermeisters zu sagen. Denn das Internet ist einfach geil. Es erlaubt einen Informationsaustausch in ungeahnten Ausmaßen. Es beeinflusst so unfassbar viele Bereiche und Entwicklungen. Es ist das Tor zur Welt, denn die Welt trifft sich im Netz.



Ich liebe es, in diese Weiten abzutauchen. Klar, die Welt zu bereisen wäre auch cool, aber für einen Plan B ist das Web eigentlich schon schwer in Ordnung. Die Möglichkeiten sind fast unbegrenzt. Über soziale Netzwerke halte ich Kontakt zu alten Weggefährten. Der eine in New York, der andere in Dubai. Ich schaue mir die Familienfotos von meiner Grundschulliebe an, halte Kontakt mit einem ehemaligen Lehrer und verfolge die Produktionsnotizen meines Lieblingsregisseurs. Auf Videoportalen verfolge ich historische Momente . Ich sehe Live-Auftritte der Beatles, sehe John F. Kennedys Rede zur Kubakrise und höre Gandhi in der Kingsley Hall reden.



Ich lese Original-Drehbücher von Stanley Kubrick, lese die Washington Post oder entdecke erste Donald-Duck-Skizzen von Walt Disney. Ich spiele mit meinen besten Freunden das gleiche Videospiel, obwohl jeder gerade bei sich zu Hause auf dem Sofa sitzt. Ich ersteigere ein Bild mit einem ewig gesuchten Motiv für meine Küche, aus Japan ordere ich eine in Deutschland nie erschienene DVD und vor zwei Tagen habe ich einen kompletten Kurztrip nach Venedig innerhalb einer halben Stunde organisiert. Ich liebe das Internet und ich liebe den Fakt, dass ich zur Generation 1994 B.C. gehöre und all das zu schätzen weiß. Ich freue mich darüber, dass ich das alles erleben, mitgestalten und nutzen kann. Ich bin gespannt, was noch so kommen mag. Wohin die Reise geht. In zehn, zwanzig oder fünfzig Jahren. Was kommt noch? Womit werden meine Enkelkinder aufwachsen? Werde ich dann empfänglich dafür sein? Oder werde ich mich fragen, ob ich das wirklich brauche? Schließlich ging es ja auch ohne.



Autor: Etienne Gardé

QUELLE (http://www.derwesten.de/blogs/Budimon/stories/6322/)

vincentI
16.09.2009, 17:11
*schubs*

Hatten wir nicht neulich schonmal einen ähnlichen Artikel von den Pappnasen? Sry, aber wie kann man sich über was aufregen und es gleichzeitig einsetzen. Das passt hintene und vorne nicht. Von daher: wie sollte man die/den Blog ernst nehmen :evil:

Rock'n Rolla
16.09.2009, 21:13
naja also ich brüll auch gern mal DRECKS PC wenn er hacktund ich setz ihn gleichzeitig ein aber ich weis wasde meinst ^.-

naja ich find den artikel trotzdem ganz nett geschrieben

senior
17.09.2009, 14:48
Die Zeiten ändern sich halt.

Könnte mir in der heutigen Zeit -keinen PC zu haben - einfach nicht vorstellen, ebenso nicht ohne Internet. Aber jeder von uns muss halt aufpassen, dass er nicht internetsüchtig wird. Denn das Internet hat schon ein Suchtpotenzial genauso wie alle Suchtstoffe oder die Spielsucht oder Fernsehsucht. Ist genau das gleiche. Jeder ist für sich selber verantwortlich finde ich.

Rock'n Rolla
17.09.2009, 15:52
naja als ich im urlaub war gings prima ohne pc is nur ne sache der kommunikation solang du dich beschäftigen kannst is das kein problem erst wenn langeweile auftritt ist der pc überlebenswichtig ^.-

luhmän
17.09.2009, 16:01
Original von vincentI
*schubs*

Hatten wir nicht neulich schonmal einen ähnlichen Artikel von den Pappnasen? Sry, aber wie kann man sich über was aufregen und es gleichzeitig einsetzen. Das passt hintene und vorne nicht. Von daher: wie sollte man die/den Blog ernst nehmen :evil:

kann ich so gar nicht bestätigen...

finde der schreibt das einfach differenziert, vll. hats dich einfach net so interessiert und/oder du hasts net richtig gelesen ^^

vincentI
18.09.2009, 13:29
Nein er schreibt alles aber nicht differenziert. Wäre das ne sachliche Abhandlung würd eich nichts sagen, aber in nem Plauderton über was meckern und es gleichzeitig tun ... sry aber das macht man einfach nicht.

Ich hasse Leute die Alkohol trinken ... brb das nächste Bier holen ... hätte den gleichen Stellenwert.

luhmän
18.09.2009, 16:53
textbelege plz ^^

vincentI
18.09.2009, 18:55
Etwas differenziert betrachten/beschreiben bedeutet etwas aufdröseln, ins Detail gehen, vielschichtig ...

Soll ich jetzt nen ellenlangen Text "früher war alles besser" verfassen und im letzten Abschnitt nehme ich dann den Wind aus den Segeln mit "aber wir gucken mal wie es morgen wird, obwohl ich nach wie vor stolz bin, dass ich "früher als alles besser war" noch miterlebt habe"?

Sry aber das ist einfach dummes Gesabbel, da kann man sich gleich Galileo anschaun :D

Mr.XaXa
18.09.2009, 19:32
Apropos Galileo, früher ging's da auch ohne Beiträge, wo nackte Frauen eine Rolle gespielt haben ^^

luhmän
19.09.2009, 20:11
Finde ich irgendwie gar nicht...

In meinen Augen weist er einfach nur darauf hin, dass es eben auch ohne(was auch immer) geht, man sich aber fragen sollte, ob es mit nicht besser ginge. Er hat seine Zeit ohne(in dem Fall jetzt mal Internet) sehr genossen und freut sich, dass er daran teilhaben durfte, allerdings findet er das Internet auch super und will es nicht mehr missen. Das ist einfach eine Veränderung, die eine Ära beendet hat, die er mochte, und die eine begonnen hat, die er mochte.